22. Februar 2021

Factoring als Finanzierungsinstrument

Beim Factoring erwirbt der sogenannte Factor die offenen Rechnungen der Firma.

Die Verpfändung von Sicherheiten ist nicht notwendig, da hier die verkaufte Ware oder erbrachte Dienstleistung als Sicherheit angesehen wird. So können sich Unternehmen, die ihre Forderungen verkaufen, die wirtschaftlichen Ansprüche aus ihrem Business sichern, bevor sie vom Schuldner bezahlt werden.

Nachdem eine Firma ihre offenen Forderungen an einen Factoringanbieter veräußert hat, erhält es von diesem gewöhnlich 80 bis 90 Prozent des Forderungsbetrags innerhalb von 1 bis 2 Tagen überwiesen. Die verbleibende Summe wird abzüglich gewährter Skonti, Nachlässe, Gutschriften oder Retouren nach vollständigem Rechnungsausgleich ausgezahlt.

Als Factoringgebühren werden vereinbarte Entgelte und Zinsen erhoben, die normalerweise einem niedrigen Skonto entsprechen. Somit hängt die Liquiditätsplanung weder von der Zahlungsdisziplin der Abnehmer noch wie beim Darlehen vom Entgegenkommen der Hausbank ab.

Vorteile von Factoring

Weil durch das Factoring die Forderungen nicht mehr in Ihren Unterlagen stehen, können sich Ihre Zahlen und Ihre Eigenkapitalquote je nach Unternehmenskonzept wesentlich verbessern. Darüber hinaus entlasten Sie mit Factoring, insbesondere bei zahlreichen Schuldnern, erkennbar Ihr Debitorenmanagement durch das sogenannte Full-Service-Factoring.

Sie können Ihre Mitarbeiter dadurch mit anderen Aufgaben betrauen. Zum Full-Service-Factoring gehören wiederkehrende Bonitätsprüfungen und -bewertungen, die Übernahme der Mahnungen sowie die Vertretung vor Gericht. Das komplette Debitorenmanagement umfasst außerdem die Absicherung durch einen Forderungsausfallschutz. Im Fall der Zahlungseinstellung durch den Vertragspartner wird die dadurch entstandene finanzielle Einbuße vollständig vom Factoringanbieter übernommen.

Nachteile von Factoring

Diesen Nutzeffekten steht allerdings eine Vielzahl von Nachteilen gegenüber, die Factoring für die Unternehmensfinanzierung etlicher Betriebe untauglich macht. Vor allem die Entgelte und Zinsaufschläge beim Factoring können sehr hoch sein. Es existieren große Qualitätsunterschiede hinsichtlich der Leistungen, Gebühren und Professionalität der Factoring-Unternehmen.

Übernimmt der Factor beim Full-Service-Factoring Ihr Schuldnermanagement, muss er über das notwendige geschulte Personal verfügen und es vergüten. Diese Lohn- und sonstigen Kosten tragen Sie indirekt in den Factoring-Gebühren mit.

Eine weitere Schwachstelle, die viele mittelständische Unternehmen vom Factoring abhält, ist der Umstand, dass bei Kunden durch das offene Factoring Vertrauen verloren gehen kann. Dem liegt der Verdacht zugrunde, dass Ihrem Unternehmen eventuell die benötigte Liquidität und Personal fehlt, um selbst Schuldner zu mahnen oder deren Bonität zu beurteilen.

Daher nutzen manche Unternehmen erst in einer Krise Factoring, wenn die Liquiditätssituation unsicher ist. In einer solchen Phase sind jedoch durch Lieferanten eher Signale für Stabilität und Solvenz von ihren Kunden gefragt. Stattdessen werden diese überraschend mit Factoring konfrontiert. Factoring kann Ihre Geschäftsbeziehungen zu Abnehmern durchaus strapazieren und das Vertrauen in Ihre Bonität beschädigen.

Fazit

Letztendlich ist Factoring ein selektives Instrument Ihrer Unternehmensfinanzierung, dass Sie nur partiell und mit Bedacht einsetzen sollten, weil es lediglich kurzfristige Liquiditätsengpässe überbrücken hilft. Zwar wird dadurch Ihre Bilanz aufpoliert, aber es nutzt Ihnen wenig bei der langfristigen Ausrichtung Ihrer Unternehmensfinanzierung. Und das – gemessen an den Kosten und der Wirkung auf Ihren Ruf – zu einem sehr hohen Preis.

Praxis-Tipp: Überlegen Sie, ob Factoring das geeignete Instrument für Ihre Unternehmensfinanzierung ist. Wenn Sie sowieso einen Firmenkredit beantragen möchten, können Sie mit Factoring die Liquidität Ihres Unternehmens stärken, damit Sie über Partner wie Niemann Consulting bessere Kreditkonditionen erhalten.